1. Filmerbe-Festival "Als QUEER schwarz-weiß war"
Das war das
erste Filmerbe-Festival "Als QUEER schwarz - weiß war" im Filmmuseum Potsdam
Nicht erst in jüngerer Zeit wurde das Kino ein Ort für progressive, tabubrechende und queere Themen. Crossdressing und ein anarchisches Spiel mit Genderrollen und sexuellen Identitäten begleiten die Filmgeschichte von Anbeginn. Die Stummfilme der 1910er und 1920er Jahre sind besonders reich an derart auf- und erregenden Filmstoffen und -bildern. Ihre Präsenz auf der Leinwand schuf Sichtbarkeit für andere Formen des Begehrens und blieb auch für spätere Generationen queerer Filmschaffende einflussreich.
In Deutschland gab es um 1919 eine kurze Zeit ohne Filmzensur, in der der bahnbrechende Film ANDERS ALS DIE ANDERN (R: Richard Oswald, D 1919) entstehen konnte. Richard Oswalds Film prangerte homophobe Gesetzgebungen offen an. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, endete die Epoche einer künstlerisch und politisch freien Filmkultur. Filmkünstler*innen aus Deutschland und Europa wurden in das innere und äußere Exil getrieben oder sogar in Lebensgefahr gebracht. Ein dreitägiges Festival würdigt wichtige und teilweise vergessene Werke und Personen der queeren Filmkunst und zeigt, welche Aktualität sie noch heute haben. Stummfilmkonzerte mit Live-Musik, Einführungen und eine Buchpräsentation sowie ein DJ-Set mit Grammophon machen historische Kontexte deutlich und schlagen die Brücke zur LGBTQI+-Gemeinschaft in der Gegenwart.
Tü-Tü und Zack-Zack: Die fast vergessenen Karrieren von Wilhelm Bendow und Hubert von Meyerinck
Aus eines Mannes Mädchenzeit
Michael
Vingarne (Ikarus)
Viktor und Viktoria
Anders als die Andern
Das Liebes-ABC
Ich möchte kein Mann sein
Viktor und Viktoria
v. l. n. r. Susanne Schaak, Dr. Johanne Hoppe, Jirka Witschak, Hanne Homrighausen, Manuel Schubert, Saschiko Schmidt, Dr. Michael Fürst
Grußwort zur Filmvorstellung „Anders als die Andern“ am 16.11.2024 des Filmerbe-Festivals – „Als QUEER schwarz-weiß war“ im Kino des Filmmuseums Potsdam von Hanne Homrighausen (Vorstand QueerSocpe und Co-Organisatorin des Hamburg International Queer Film Festivals)
Hallo!
Vielen Dank für die Einladung, vielen Dank an das Filmmuseum Potsdam, Sachiko Schmidt und Michael Fürst, und Queeres Brandenburg, Jirka Witschak, für die Organisation dieses Festivals! Ich freue mich sehr heute hier zu sein, ich freue mich sehr, dass QueerScope das Filmerbe-Festival "Als QUEER schwarz-weiß war" unterstützen kann.
QueerScope startete 1997 als loser Verbund einer Handvoll queerer Filmfestivals, damals noch unter dem Namen DOROTHY’S FRIENDS, und hat als ältester bundesweiter Filmfestivalverbund mittlerweile fast 30 queere Filmfestivals im Netzwerk. Als Co-Organisatorin eines Filmfestivals weiß ich wie wichtig dieses Netzwerk ist, nicht nur in der praktischen Zusammenarbeit, wenn mal eine DCP nicht funktioniert und schnell verschickt werden muss, wenn deutsche Untertitel fehlen oder ein Filmgast nicht per Email antwortet und wir den aktuellen Instahandle nicht kennen, sondern auch als ideele und emotionale Unterstützung.
Es ist wichtig sich darüber auszutauschen wie es eigentlich gelingt, dass ehrenamtliche, unbezahlte Teams über Jahre diese Festivals stemmen, wie auch mal die regionale Presse auf die Relevanz queerer Festivals aufmerksam gemacht werden kann, wie Barrieren im Festival für das Publikum abgebaut werden können, wie wir mit Diskriminierungen innerhalb unserer Communities umgehen, wie das Wirrwarr von Fördertöpfen, Beleglisten und Verwendungsnachweisen durchdrungen werden kann, und der Austausch darüber, dass unsere queeren Festivals als Orte des Zusammenkommens für die queeren Communities fungieren.
Dank der Förderung der BKM können wir uns nun seit ein paar Jahren auch tiefgreifender mit diesen strukturellen Problemen auseinandersetzen und gute, nachhaltige Lösungen finden. Der Blick auf die Landkarte zeigte aber auch, dass es in einigen Gegenden weit ist bis zum nächsten queeren Filmfestival. Also haben wir dieses Jahr das Förderprojekt NEW QUEER FILM FESTIVALS ausgeschrieben und können in dem Rahmen vier tolle queere Filmfestivals fördern.
Zwei Veranstaltungen haben schon stattgefunden, das Harzer Queer Film Festival in Wernigerode und die Neiße Q-Shorts der Camillo Queer Cinema Week in Görlitz. Im Dezember folgt noch die QueerLustinale in Ludwigslust. Und hier in Potsdam findet das Festival "Als QUEER schwarz-weiß war" statt. Eine tolle Filmauswahl und ein überaus charmantes Begleitprogramm! Ein Kompliment an euch!
Wenn der Rückblick auf die schwarz-weiße, queere Filmzeit etwas zeigt, dann ist es: wir waren immer schon da, und wir werden auch dableiben. Wir verschwinden nicht. In diesem Jahr gab es mehr CSDs in Deutschland als jemals zuvor. Es gab auch mehr queere Filmfestivals als jemals zuvor. Wir haben endlich ein, wenn auch nicht perfektes, Selbstbestimmungsgesetz. Es stehen uns schwierige Jahre bevor, für alle marginalisierten Gruppen in diesem Land. Hier in Potsdam muss ich niemandem erklären welche Gefahr rechtsextreme Parteien auch für die Kultur sind. Derzeit werden Minderheiten gegeneinander ausgespielt und es braucht Besonnenheit und Geduld sich da nicht mithineinziehen zu lassen. Umso wichtiger sind Orte wie dieser hier, an denen wir auftanken können, Inspiration bekommen, uns austauschen können, um danach gemeinsam weiter zu machen. Für ein queeres, solidarisches, gutes Leben für alle! Vielen Dank für Euer Engagement, liebes Publikum, viel Spaß beim Film!
"Wir dürfen nicht aufhören, laut und vernehmbar zu sein."
(Stummfilm - Magazin)
Erwähnungen in der Siegessäule Berlin, Potsdamer Neuesten Nachrichten, ...
Programmheft des Filmmuseum Potsdam
Kooperation
Filmmuseum Potsdam
KATTE - Kommunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg e. V.
Zusammenarbeit
Förderung
Mit freundlicher Unterstützung durch den QueerScope e.V.
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Medienapartner
Das Stummfilmmagazin