Die Haltung von KPD und SPD in der Weimarer Republik
In der Frage der der Homosexualität war die SPD auch in der Weimarer Republik gespalten. In der Frage der Abschaffung des § 175 hatte die SPD eine klare Haltung und zwar für die Abschaffung dieses Paragraphen. So erzielte sie mit Hilfe der KPD im Jahre 1929 im Rechtsausschuss bei der Reform des Strafgesetzbuches, dass der §296, eine Verschärfung zum §175, nicht eingeführt werden sollte und nur der §297 eingeführt werde, der nur die Sexualität unter Männern unter 21 Jahren unter Strafe stellen sollte. Leider konnte diese Änderung nicht mehr durchgesetzt werden, da sich die Machtverhältnisse im Reichstag änderten, aber ihre Einstellung, dass Homosexualität auch etwas Anormales sein, sieht man deutlich an der Röhm-Affäre. So versuchte die SPD den politischen Gegner, in diesem Fall die NSDAP, mit dem Vorwurf der Homosexualität zu diskreditieren. So hat der Vorwärts im Artikel von 04.04.1932 die Homosexualität Röhms (Vorsitzende der SA) angegriffen: Festzustellen ist. Röhm der die Jugend von der schwarzen Reichswehr als seine sexuelle Leckerspeise rühmt, kann und darf bei solcher Veranlagung oberster Führer, der ähnlich gearteten Hitlerarmee bleiben. Nicht gegen ihn wird von Erneurern der deutschen Sittlichkeit unternommen, sondern man sucht durch Drohungen… die Presse einzuschüchtern… ."

Aber auch in der KPD war die Haltung zur Homosexualität nicht einstimmig. Die KPD war eindeutig für die Abschaffung des § 175 und zum Teil konsequenter in der Forderung als die SPD. Anders als die SPD war die KPD mehr in die Arbeit der Homosexuellen-Organisationen involviert. So war zum Beispiel Felix Halle Mitarbeiter des WhK von Alfred Hirschfeld, aber gleichzeitig auch Funktionär des ZK der KPD. Aber auch in der KPD gab es die Meinung, dass Homosexulaität etwas krankhaftes sei, das man heilen sollte. So stand in einer von der KPD herausgegebenen Broschüre folgendes: "Abschaffung aller Strafen für sexuelle Verwirrungen, statt dessen Errichtung genügender Heilanstalten." Auch in der Röhm-Affäre, obwohl im Ton etwas moderater als die SPD, griffen sie die Homosexualität von Röhm an. So z. B. in der "Flugschrift Nr. 4" der kommunistischen "Antifaschistischen Aktion": "Herr Röhm missbraucht die jungen SA Proleten zu unsittlichen homosexuellen Zwecken."

 


Autor
Stephan Czibulinski
Geschichtswerkstatt queeres Brandenburg
2014


Quellen

Drucken