Klänge des Verschweigens

Wilhelm Heckmann
26. Juni 1897 – 10. März 1995

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Willi Heckmann - Empfehlungsschreiben, Künstlerpotrait und Anzeige (Collage)

26. Juni 1897
Geboren in Wellinghofen (Dortmund), aufgewachsen in Altena/Westfalen, Volksschule in Barmen und Altena.

1918
Wehrdienst im 1. Weltkrieg, Frankreich-Feldzug bis Kriegsende.

ab 1920
Berufstätig als Tenorsänger und Berufsmusiker (Klavier und Gesang), Auftritte im Rheinland, in Westfalen, Gotha, München; Gastspiel-Engagement 1927 im Café Rheingold in Rheydt (Rheinland), 1929/30 im Café & Bar “Hermes” in Berlin; Tournee in der Schweiz (1925/27).

1934 oder 1936
Erste Verhaftung in Wuppertal, Verurteilung vom Landgericht Wuppertal „wegen Unzucht mit Männern“ zu 6 Monaten Gefängnis (Prozessakten nicht auffindbar).

Mai 1937
Von der Gestapo in Passau „ohne jegliche Veranlassung“ verhaftet, dort in einer Haftanstalt festgehalten, und dann ins Wittelsbacher Palais nach München gebracht. Ihm wird die Strafsache von „1934“ vorgeworfen.

29.07.1937
Laut Einwohnermeldeamt am 29.07., in „U-Haft nach München“ genommen. Vom 08.–14.08.1937 im Polizeigefängnis des Münchener Polizeipräsidiums (Ettstr.). Ab dem 14.08.1937 Einlieferung ins KZ Dachau durch die Gestapo (Häftlings-Nr.12568).

1939
Ab 14.05.1939 einen Monat Urlaub wegen des Begräbnisses seines Vaters, am 14.06.1939 von Wuppertal zum LGGefängnis Hof (Gefangenen-Nr. 643) und am 15./16.06.1939 zum KZ Dachau überstellt. Vom 21.-23.09. Kommandatur-Arrest. Am 27./28.09.1939 Überstellung zum KZ Mauthausen (Häftlings-Nr. 1212, Kategorie: „Sch“ § 175, rosa Winkel). Arbeitet im Steinbruch; in den ersten Jahren in Block 3 untergebracht, ab ca. 1942 im Block 7. Hat dort nach eigenen Angaben „ein Trio gegründet“, bei vielen Besuchen von ranghohen Gästen aufgespielt, auch im Casino der SS.

30.07.1942
Der Häftling Hans Bonarewitz wird nach einem Fluchtversuch gehängt, Heckmann wird dabei mit der Häftlingskapelle fotografiert.

 

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Ein berühmter Fotozyklus zeigt Wilhelm Heckmann (2.v.r.) als musikalischen Anführer 
der sog. „Zigeunerkapelle“ des KZ Mauthausen. [1]

1942
Himmler besucht Mauthausen. Er ordnet die ständige Einrichtung eines Orchesters an. Im Oktober 1942 ist Heckmann Mitbegründer der großen Mauthausener Musikkapelle, Sänger deutscher Schlager und Akkordeonspieler; arbeitet später in der Transportkolonne; danach in der Desinfizierung.

Anfang 1945
Heckmann muss für 3 Monate an die Front.

05.05.1945
Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen. Er erhält am 08.07.1945 im Lager einen Ex-Häftlingsausweis.

Ab Ende Mai 1945
Berufsmusiker, Pianist, Sänger, Akkordeonist, Gastauftritte vorwiegend in Nordrhein-Westfalen und Bayern.

02.11.1954
Heckmann beantragt Entschädigung wegen Freiheitsentzug und Schäden im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen.

15.12.1960
Heckmanns Antrag auf Wiedergutmachung nach dem Bundesentschädiungsgesetz (BEG) wird abgelehnt.

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Ablehnungsbescheid und Auszug aus der Begründung des Ablehnungsbescheides in der Sache Heckmann [2]

04.08.1965
Heckmann heiratet Frau Elisabeth Weigel.

10.03.1995
Heckmann stirbt im Alter von 97 Jahren in Wuppertal.


Podcast: Willi Heckmann – Ein homosexueller Künstler im Nationalsozialismus


Autor & Recherche
Hans Kremer
Geschichtswerkstatt queeres Brandenburg
2019


Quellen & Bilder
[1] 

[2] Kornatz-Fotoarchiv Mauthausen
[3]

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