Christian Pulz

Interview mit Christian Pulz zur Entstehung der unabhängigen Lesben- und Schwulenbewegung in der DDR

Im Sommer 2020 habe ich diese beiden Interviews mit Christian Pulz über Emanzipation und schwule Selbstbestimmung in der DDR geführt. Er hat in den 1960er Jahren ev. Theologie studiert und wurde, nachdem seine Homosexualität am Theologischen Seminar als Gerücht bekannt wurde, hinausgetrieben. Trotzdem hat C. Pulz seine Verbindung zur evangelischen Kirche niemals verloren. Zusammen mit Eduard Stapel und vielen anderen hat er der Kirche eine wichtiges Erbe vermacht - die unabhängige Lesben- und Schwulenbewegung - das bis heute kaum beachtet, auf eine theologische und politische Würdigung wartet. Die historische Einordnung von lesbisch-schwuler Emanzipation in die deutsche und europäische Geschichte wird in dieser Geschichte einen wichtigen Baustein finden. C. Pulz berichtet über die erste schwule Selbsterfahrungsgruppe 1981 in Leipzig und des daraus entstehenden Arbeitskreises Homosexualität bei Evangelischen Studentengemeinde Leipzig. Im folgenden Jahr zog er nach Ostberlin und gründetet dort zusammen mit Bettina Dziggel, Marina Krug, Karsten Friedel u.a. die beiden Gruppen "Lesben und Schwule in der Kirche". Im Jahr 1983 haben 13 einzelne Personen erstmalig auf Initiative von Christian Pulz, öffentlich an die gezielte Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus erinnert. Der Rosa Winkel wurde zu einem Zeichen des Widerstandes der Lesben- und Schwulenbewegung und zu einem Symbol für die Befreiung aus dem Schweigen über systematische Verfolgung von Homosexualität und nichtheterosexuell lebenden Menschen. Das Interview wird in einem zweiten Teil fortgesetzt, in welchem C. Pulz über die Arbeit der Gruppe und die politischen Auseinandersetzungen spricht, die in der DDR und innerhalb der Lesben- und Schwulenbewegung entstanden, nachdem Michael Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika einen grundlegenden politischen Wandel einleitete.

 

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